In Bädern, an Seen und Stränden beginnt wieder der Rundgang durch die Freiluftgalerie der Hautkunstwerke. Grund, sich auf die Spuren des Tattoos zu begeben.
Das Wort „tätowieren“ ist eine Verballhornung des älteren „tatauieren“. Dieses leitet sich von der tahitischen Wurzel „tatau“ – „Wunden schlagen“ – her. In vielen Teilen Ozeaniens war das Verzieren des Körpers mit Mustern weit verbreitet. Gearbeitet wurde mit einem Tätowierkamm. Durch Schlagen auf den Griff wurden die in Farbe getauchten Spitzen in die Haut getrieben. Frauen waren weniger stark tätowiert als Männer, die – wenn sie vornehmen Familien angehörten – am ganzen Körper Muster trugen. Nach polynesischen Mythen lernten die Menschen das Tatauieren von den Göttern.
Auch bei den Maori Neuseelands war es ein Vorrecht von Adeligen und Freien, Sklaven aber strengstens verboten. Die hier typischen spiralförmigen Gesichtstätowierungen wurden regelrecht in die Haut gemeißelt. Eine schmerzhafte Prozedur, die sich beginnend mit der Pubertät über mehrere Jahre zog.
Über den Ursprung des Tätowierens scheiden sich die Geister. Wahrscheinlich haben alle Kulturen der Welt es zu irgendeinem Zeitpunkt gekannt. Bei den Völkern Polynesiens ein Zeichen von Wohlstand und Prestige, waren Tätowierungen im Japan der Edo-Zeit bei Prostituierten und Arbeitern beliebt. Im 18. Jahrhundert wurden Kriminelle und Marginalisierte damit gebrandmarkt. Nordafrikanische Berber-Frauen hingegen tragen ihre Gesichtstätowierungen als eine Art Amulett, das übersinnliche Kräfte abwehrt.